Herausforderung an alle Schrauber: Ruckelnde R65

Alles rund um die Technik an den Modellen R45 und R65
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edionr
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Herausforderung an alle Schrauber: Ruckelnde R65

Beitrag von edionr »

Hallo zusammen,
noch im alten Forum erhielt ich wertvolle Tipps, habe aber bis heute nicht des Rätsels Lösung gefunden. Folgende Dinge habe ich durchgeführt:

- Neue Kerzen (NGK)
- Vergasermembranen geprüft (ok)
- Vergaser versucht zu synchronisieren (s.u.)
- Vergaser-Leerlauf nach Gehör und mit Synchro-Uhren eingestellt (lt. Pepos Tipp)
- Schwimmerkammer geprüft, scheint alles ok zu sein
- Morgen wird Ventilspiel noch einmal eingestellt

Folgende Symptome habe ich festgestellt
- 7,5 l pro 100 Km
- Kerzen beide schwarz (verrußt, nicht verölt)
- Auf rechtem Zylinder Kompression 6, auf linkem 8
- Rechtes Auspuffrohr zeigt am Ende Rußspuren
- Die Synchronuhr des rechten Zylinders geht beim Gasgeben nach unten (???)

Das heißt, das ein Zylinder nicht richtig mitläuft, die Kompression wohl auf einen größeren Schaden hinweist. Oder liegt es an zu stramm eingestellten Ventilspiel?

R65, Bj. 1992, 20 Kw, 33000 Km.

Beteiligt Euch rege, jede Antwort hilft, auch wenn sie mich nur bemitleidet, heul. Danke im Voraus.
:(
Viele Grüße
Reinald
FSC
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Beitrag von FSC »

Hi Reinald,
also ich fange mal vorne an:
Die Kompression gibt auf jeden Fall Anlaß zur Sorge, wenn die Werte stimmen. Gemessen wird bei betriebswarmen Motor und gut geladener Batterie, korrekt eingestellten Ventilen (siehe Wilfried) und komplett montiertem Ansauttrakt (Lufi -sauber- und Vergaser dranlassen). Kerzen Ausschrauben und in die Stecker stecken und auf Masse legen oder Zündsteuergerät abklemmen. Dann Gas voll aufmachen und orgeln bis sich auf den Uhren nichts mehr tut.
Das Problem ist weniger die 8 auf dem einen Zylinder (kann man auch immer auf Meßgerät schieben) sondern die Differenz (sollte unter 1 Bar liegen).
Also erstmal Ventile einstellen (wenn nicht schon geschehen) und dann nochmal messen. ggf. etwas Öl in den Brennraum geben und schauen, ob die Kompression damit besser wird.
Das ist der eine Punkt.
Der andere sind die Rußigen Kerzen und der Auspuff. Das spricht für eine zu fette Verbrennung (kann aber durch die niedrige Kompression begünstigt werden also erst die in Ordnung bringen und dann weiterlesen). Da sind dann eigentlich mal die Vergaser an der Reihe (zerlegen und reinigen und Verschleißteile ersetzen (O-Ringe, Nadeldüse und Düsennadel und Membranen und Schieberfeder).

Mitleid gibts hier nicht :wink: ... (siehe Plauderecke), dafür ein Haufen gutgemeinter -manchmal mehr oder weniger wirksammer- Tips.

Das Angebot für den Vergaserschraubernachmittag in Düren steht noch. Ich wart noch auf Terminvorschläge (kann aber die Tage auch mal meinen Kalender durchsehen und was anbieten).
Gruß Florian (R80R DN-QQ6 zum fahren und R45 DN-QQ5 zum Gartenpflügen :twisted: )
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Mottek
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JuliTerminefürsVergaserzerlegen

Beitrag von Mottek »

@ FSC

Hi Florian,
ich fühl mich mal mitangesprochen: mir ist im Juli noch jeder Termin (Samstag oder Sonntag) recht, als Zerlegungskursveranstalter sollltest Du eh die erste Wahl haben - also, schlag doch einfach was passendes vor (z.B. 2 Alternativen).

@ Reinold

Hi, ich kann den Einfluss verstellter Ventile aus meinem schmalen Erfahrungsschatz nur bestätigen: nach erstmaligem Ventileinstellen (0.15/0.20) und provisorischem Vergasereinstellen noch Gehör und Vibration läuft die Kuh schon um Längen besser (kein Kerzenverrussen mehr, Spiegel wackeln nicht mehr wie blöd, insgesamt spritziger (naja) das Tier). Also die Mühe lohnt ...

Aufmunternde Grüsse
Ralph
2V-Grüsse
Ralph
Pepo

Zylinder runter und nachsehen

Beitrag von Pepo »

Hallo Reinald,

also bei Kompression 6 und 8 stimmt etwas mit dem Motor nicht. Das kann man auch nicht auf die Messgeräte schieben, vorausgesetzt Du verwendest ein Werkstattgerät mit Schreiber. Die billigen Geräte, die man im Baumarkt oder so kaufen kann, zeigen Mondwerte.

Laut "Jetzt helfe ich mir selbst" soll man zum Messen der Kompression die Vergaser demontieren. Beim Gleichdruckvergaser öffnet der Schieber beim Drehen des Motors mit der niedrigen Anlasserdrehzahl nur unzureichend. Hierdurch wird nicht die optimal mögliche Füllung des Zylinders erreicht, was sich dann in der Kompression zeigt. Allerdings hatte meine Q in gutem Zustand auch mit montierten Vergasern einen Wert von 9,5 und nachdem sie dank falscher Zündkerzen etwas fertig war noch 8, allerdings auf beiden Zylindern gleichmäßig, so dass sie noch einwandfrei fuhr.

Die hier für jedes Problem empfohlene Zerlegung der Vergaser halte ich für reichlich übertrieben. Die Bing-Vergaser sind ziemlich robust und ich habe bei meinem 86.000 km alten Motor werder durch Zerlegen und Reinigen noch durch Austausch von Teilen (ich habe ziemlich labberige Membranen ersetzt und auf Empfehlung eines gewissen Herrn Vergasernadeln und Nadeldüsen ersetzt) irgendwelche bahnbrechende Erfolge erzielt, und zwar weder im Verbrauch noch im Start- oder Laufverhalten. Das einzige Vergaserproblem, dass bei mir schonmal auftritt, sind Wasser im Vergaser und nach entsprechender
Laufzeit die erforderliche Synchronisation. Allerdings reichen auch bei der Synchronisation die vorgeschriebenen Intervalle von 7.500 km. Die Q ist schließlich zum Fahren und nicht zum Schrauben gemacht.
Das einzige, was den Hang zum Erneuern der Vergaserteile rechtfertig, ist deren geringer Preis. Man kann also damit nichts falsch machen :)

Was Du noch am Vergaser prüfen kannst, ist das Schwimmernadelventil. Bei abgenommener Schwimmerkammer sollte die am Kunststoffschwimmer sichtbare Naht genau parallel zur Vergaserunterkante stehen, wenn das Ventil öffnet. Wenn der Schwimmer also etwas höher steht, darf kein Benzin tropfen, steht er parallel oder tiefer, darf er anfangen zu tropfen. Wenn es schon bei höherem Stand tropft, ist der Füllstand in der Schwimmerkammer zu hoch und führt zu zu fetter Verbrennung und natürlich zu hohem Verbrauch. Auf die Kompression hat das aber keinen Einfluss!

Bei den von Dir angegebenen Kompressionswerten hilft fast nur Nachsehen. Also stell die Ventile nochmal ein, meinetwegen mit zu großem Spiel, damit sie auch sicher zu machen, und miss ein letztes Mal die Kompression. Wenn sich die schlechten Werte bestätigen, nimm die Zylinder runter. Geprüft wird dann:

- die Dichtigkeit der Ventile durch Einfüllen von Benzin in den Ansaug bzw. Auslasskanal, hierbei sollten die Ventile bei ausgebauten Federn nur durch Daumendruck geschlossen werden
- das Axialspiel der Kolbenringemittels Blattfühlerlehre in 1/100-Stufung
- das Verschleißmaß von Zylinder und Kolben (das geht im Prinzip nur wenn man Erfahrung als Messtechniker und die entsprechenden Mikrometerschrauben hat, ist also etwas für den Fachmann)
- den Verschließ der Kolbenringe durch Einsetzen derselben in den Zylinder und messen des Stoßspiels

Du kannst übrigens davon ausgehen, dass die Ventile bei oben beschriebenen Test bei einem älteren Motor nicht mehr dicht sind, das muss nicht die Ursache für die extrem schlechte Kompression sein.

Die Kolbenringe soll man laut Buch nicht mehr verwenden, wenn man sie zum Ausmessen des Stoßspiels ausgebaut hat. Aber ich gehe davon aus, dass Du ohnehin neue brauchst.

Den oben genannten Messungen geht natürlich nach dem Zerlegen eine optische Prüfung voraus. Wenn Kolben und/oder Zylinder sehr riefig sind oder gar Spuren eines Kolbenfressers haben, kannst Du Dir weitere Messungen sparen. Auch wenn ein Auslassventil leicht verbrannt ist (sie sind dann oft unrund), hast du die Ursache ohne weitere Messung gefunden.

Die Messwerte zu oben genannten Messungen findest Du im Werkstattbuch von BMW oder im Sonderband 121 der Serie "Jetzt helfe ich mir selbst". Eines dieser Bücher solltest Du Dir vor dem Zerlegen des Motors schon zulegen.

Viel Erfolg
Peter
edionr
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Danke für Eure Hilfe

Beitrag von edionr »

Hallo,
vielen Dank für Eure vielen brauchbaren Tipps und Euer Mitgefühl. Hier werden Sie geholfen!

Das Ventilspiel war tatsächlich zu stramm. Die Kompression stimmt jetzt wieder. Der Motor ist ok. Mit ein bisschen Herumstellen an der Gemischschraube ist der Verbrauch jetzt wieder bei 6,5 Litern, ist zwar besser aber nicht gut. Läuft auch viel runder. Allerdings habe ich bei der ganzen Schrauberei eine Dichtung gekillt, ausserdem suppt jetzt der Vergaser aus der Schwimmerkammer. Allerdings ganz wenig.

Durch diese Bastelei habe ich 'ne Menge gelernt, allerdings habe ich das Gefühl, dass jetzt nichts mehr so ganz richtig stimmt. Ich lasse die Karre jetzt nochmal bei BMW einstellen (die tippen übrigens auf Schwimmereinstellung-/Wechsel, da war ich noch nicht dran), snchronisieren, CO-Werte etc. Ich habe mich entschlossen, dass mir Mopped fahren reicht und ich mir nicht überlegen will, wie ich abends den Schmier von den Fingern bekomme.

Danke nochmals. :cool:
Viele Grüße
Reinald
edionr
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Abschließend - sie läuft wieder

Beitrag von edionr »

Hallo zusammen,
wie berichtet habe ich meine R65 zu BMW (Ernst in Witten) gebracht. Jetzt läuft sie endlich so, wie ich mir Moppedfahren vorstelle. Die haben die Karre super eingestellt und kleines Geld dafür genommen. Da hat mich der Schrauber von der Ecke vorher total ausgenommen. Ja, wenn man unerfahren ist ...
Gruß Reinald
Viele Grüße
Reinald
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