Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Alles rund um die Technik an den Modellen R45 und R65
Kaffeekuh
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Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Kaffeekuh »

Hallo,

trotz längeren Stöberns habe ich in anderen Threads leider keine passende zufriedenstellende Antwort gefunden, daher versuche ich mal hier die Experten zu erreichen. Bei meiner R 65 mit 78 000 km wollte ich zwecks neuem TÜV endlich nochdie feinabstimmung vornehmen.

Dazu habe ich folgende Vor,- bzw. Restaurierungsarbeiten gemacht:
-Ventile wurden eingestellt,
-Zündung wurde eingestellt,
-Zündkabel, Zündspule wurden erneuert
-Vergaser wurde ultraschallgereinigt, neu abgedichtet inkl. neuen Membranen
-Züge und Zugverteiler sind neu
-Kompression war bei Prüfung in Ordnung und in etwa auch gleichmässig

Nun ist es leider so, dass beim Synchronisieren mit der Messuhr immer der linke Zylinder/ Vergaser hinterher hinkt beim Unterdruck und egal wie wir es drehen und wenden immer 1 Strich weniger hat und auch wesentlich schlechter und langsamer Unterdruck "annimmt". Also bei Gasstößen wird die Abweichung beider Zylinder bzw. Vergaser größer.

Was wären die möglichen Fehlerquellen? Hauptdüse und Nadel ausgeschlagen oder falsche Nadelstellung ( nicht erneuert )? Oder ne sonstige Düse oder Einstellschraube? Züge habe ich besten Willens leichtgängig verlegt und so eingestellt, dass sie an jeder Einstellschraube etwas Spiel haben noch. Selbst wenn wir das Spiel dort einseitig extrem verändern, ändert sich am Unterdruck nichts. Nur das Standgas wird natürlich unerträglich hoch irgendwann.

Starten tut die Kuh einigermassen gut ausser sie stand ne ganze Weile, und warm läuft sie dann auch gut an, aber die Warmlaufphase geht recht lang wie ich finde, also die Zeit, die ich mit halber Choke-Stellung fahren muss. Ansonsten verschluckt sie sich dauernd leicht beim Gas geben.

Ist das evtl. auch normal bei "alten" Vergaserfahrzeugen, habe da auch zu wenig Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten leider.

Vielen Dank an die Fachmänner im Voraus

Grüße Mario
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Redskin
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Redskin »

Mal nur so gefragt: die Messuhren sind ok?
Die Uhren Mal über Zwerch getauscht?

Greetz
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Kaffeekuh »

Hallo,

ja da hammer mal verschiedene benutzt...denke die sind in Ordnung.
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Rote Rita
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Rote Rita »

Hallo Mario,
dadurch dass du die Vergaser auseinander genommen hast, können beim Zusammenbau Fehler aufgetreten sein. Hast du mal geprüft, wie leichtgängig die Schieber sind? Die beiden Vorzerstäuber drin?
Zur Not abbauen und jemand anderem zeigen.

Viel Glück wünscht dir Rainer
Jede Fahrt ist eine Probefahrt
Kaffeekuh
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Kaffeekuh »

Hallo Rainer,

ich habe penibelst ( ich bin fast krankhaft penibel beim Schrauben :-D ) darauf geachtet, dass alles drin, leichtgängig, sauber und dicht ist. Sie läuft schon einigermassen gut an jetzt, nur verschluckt sie sich nun jetzt noch leicht beim Gasgeben ohne Choke im bereits warmem Zustand. das komische ist auch, dass ich zwecks Leerlaufdüse verschiedenste Grundeinstellungen lese hier im Internet. Von 3/4 Umdrehung raus bis 1 1/2 Umdrehungen raus ist da alles genannt.

Was macht Ihr denn bei Euern Kühen? Klar ist jedes Fahrzeug nochmal etwas spezifisch und reagiert mal bockig oder mal weniger bockig:-)

Grüße

Mario
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Peter1958 »

Kaffeekuh hat geschrieben: 12.05.2019 17:36 Hallo,

...

Nun ist es leider so, dass beim Synchronisieren mit der Messuhr immer der linke Zylinder/ Vergaser hinterher hinkt beim Unterdruck und egal wie wir es drehen und wenden immer 1 Strich weniger hat und auch wesentlich schlechter und langsamer Unterdruck "annimmt". Also bei Gasstößen wird die Abweichung beider Zylinder bzw. Vergaser größer.

...
Vielen Dank an die Fachmänner im Voraus

Grüße Mario
Hallo Mario,

was für Uhren verwendest Du und was ist 1 Strich Differenz in mbar? Ist die Dämpfungen bei beiden Uhren gleich eingestellt? Da Tauschen keinen Unterschied bringt, muss das ja OK sein, aber prüfe mal nach.
Bei meiner R65, Bj. 82, habe ich zur Grundeinstellung des Leerlaufgemisches immer 1/2 Umdrehung rausgedreht und dann fein justiert.

Aber das von Dir geschilderte Problem wird ja weniger durch die Einstellung der Menge des Leerlaufgemsiches als vielmehr durch die Drosselklappen beeinflusst. Wenn links der Unterdruck hinterher hinkt, leigt das zunächst mal daran, dass die linke Drosselklappe beim Öffnen der rechten hinterherhinkt. Also Zug links rausdrehen oder rechts etwas rein, das hängt davon ab, wie viel Spiel die Züge haben, wenn die Drosselklappen am Anschlag anliegen. Sofern du alles, was du schon gemacht hast, richtig gemacht hast, kann es nur an der Einstellung der Gaszüge liegen, meine Meinung :) .

Bei meinen Uhren von Hein Gericke gibt ein Teilstrich 0,01 bar also 10 mbar an. Wenn bei konstanter Drehzahl ein Unterschied von 1-2 Strichen besteht, merkst Du das beim Fahren nicht. Etwas anderes ist die starke Differenz des Anstiegs beim Gas geben, die Du beschreibst.
Zuletzt geändert von Peter1958 am 13.05.2019 20:26, insgesamt 1-mal geändert.
LG
Peter
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Werner Paul
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Werner Paul »

Mach's mal so. Und nur so.
Der BMW Motorradvergaser - Kundendienstschule.pdf
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Peter1958
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Peter1958 »

Werner Paul hat geschrieben: 13.05.2019 20:05 Mach's mal so. Und nur so.

Der BMW Motorradvergaser - Kundendienstschule.pdf
Das ist natürlich mit Kanonen auf Spatzen schießen, jemandem, der um Praxis Tipps bittet eine Erklräung für alle Vergaser (einschließlich Schieebrvergaser) "hinzurotzen", aus der er sich das Richtige raussuchen kann :-D.

Was ich in meinem Beitrag meinte, ist in diesem Abschnittchen sehr knapp zusammengefasst:
2019-05-13 20_14_03-Der BMW Motorradvergaser - Kundendienstschule.pdf - Adobe Acrobat Reader DC.png
LG
Peter
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Brummbär »

Also ich hab mir die Kanone durchgelesen und auch ausgedruckt, für mein Werkstatthandbuch. Für alle Fälle. Und weils interessant ist.

Wenn man die Synchronisation synchronisiert ist die Gaszuglänge entscheidend, da wo die Uhr nachhängt, wird die Drosselklappe zu spät aufgezogen, also hier die Gaszugschraube so drehen, daß der Gaszug früher gezogen wird. Bei der Leerlaufeinregulierung ist wichtig, daß die Drosselklappe möglichst weit schließt, sonst kann das Leerlaufsystem seinen Job nicht machen. Dann kann beim Kaltstart auch der Kaltstartvergaser seine Arbeit nicht machen. Das bewirkt dann schlechtes Startverhalten. Der Kickstarter (so vorhanden) ist ein ausgezeichnetes Meßinstrument für die Vergasereinstellung. Wenn die Vergaserei richtig einreguliert ist, dann ist die Kleine auf den ersten oder zweiten Kick da.
Und wichtig ist, daß man den Übergang (vom Leerlaufsystem aufs Hauptdüsensystem) richtig einreguliert. Zu mager (Leerlaufgemisch): Geht beim Gasgeben aus oder verschluckt sich. Zu fett: Genau dasselbe. Rausfinden: Zu mager - die Abgase stinken nach Benzin, weil bei der zu mageren Einstellung sich die Verbrennung verschlechtert. Zu fett stinkt auch, aber anders, kann ich nicht beschreiben, man kann es riechen.
Startvergaser: Siehe Betriebshandbuch, sofern noch vorhanden. Zum Kaltabfahren auf erster Raste lassen, nach etwa einem halben Kilometer kann man dann den Startvergaser schließen (je nach Witterung). Bei Magerpatschen des kalten Motors braucht er eben noch die Startmehrmenge.

Zündung und Ventilspiel müssen in Ordnung sein, sonst ist es Essig mit der Vergasereinstellerei. Wenn meine kleine Dickmadam bei einwandfreien Vergasern schlecht anspringt, zeigt sie mir, daß mindestens ein Auslaßventil stramm sitzt. Eine Rückschlagneigung beim Ankicken zeigt, wie ich nach numehr 41 Jahren gelernt habe, daß der Unterbrecherkontakt etwas Liebe und Zuneigung einfordert.

Groetjes
Michael
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Kaffeekuh »

Hallo nochmals allerseits,

es ist soweit. Meine Kuh hat TÜV bekommen von einem seeeeehr verständnisvollen Prüfer für Umbauten:-) Alles kein Problem. Nun konnte ich sie auch mal schön warmfahren und habe gemerkt, dass das Standgas warm dan viel zu hoch ist. Soweit läuft sie eigtl. sauber an ( Choke wird eben benötigt eine Weile: normal ja/nein?! )

Beim fahren ist mir aufgefallen, dass wenn ich z. Bsp. an eine Kreuzung fahre oder anhalte die Q längers braucht um auf ihr Standgas-Niveau zurückzudrehen. Also sie hört sich etwas länger ziemlich hochtourig an. Ist das normal für Vergaserfahrzeuge oder an was könnte das liegen?

Vielen Dank für Eure Hilfe
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FrankR80GS
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von FrankR80GS »

Kaffeekuh hat geschrieben: 16.07.2019 19:30 ....( Choke wird eben benötigt eine Weile: normal ja/nein?! )

...wenn ich z. Bsp. an eine Kreuzung fahre oder anhalte die Q längers braucht um auf ihr Standgas-Niveau zurückzudrehen. Also sie hört sich etwas länger ziemlich hochtourig an. Ist das normal für Vergaserfahrzeuge oder an was könnte das liegen?
Wenn der Motor richtig eingestellt ist, benötigt er zum Kaltstart fast immer* Choke Stufe 2 (relativ kurz, vielleicht 30 Sekunden) danach noch 1 km Choke Stufe 1. Beim Stopp läuft der nicht voll durchgewärmte Motor ohne Choke eher zu niedertourig, voll durchgewärmt mit Nenndrehzahl (950 - 1100/min). Was Du beschreibst klingt nach zu fettem Leerlaufgemisch.

* Ausnahme im Sommer bei großer Hitze, Stufe 1.

/Frank
BMW - Unseraoner fährt koan Japaner.

Immer dran denken:
Hätten Hummeln Aerodynamik studiert, könnten sie nicht fliegen.
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Brummbär »

Hallo Mario,
das Problem, das Du beschreibst - Leerlaufdrehzahl zu hoch, wenn warm - heißt, Drosselklappenanschlag zu weit offen. Weiter zudrehen. Dann mit der Leerlaufgemischregulierschraube wieder die höchste erreichbare Leerlaufdrehzahl einrgulieren ( eine halbe achtel Umdrehung, will sagen ganz wenig drehen), dann wieder Drosselklappenanschlag weiter heraus und weiter mit der Leerlaufgemischregulierschraube. Irgendwann hast Du den Zeitlupenleerlauf einreguliert. Dgung- Dgung. Übergang prüfen, aber das schrub ich schon.

Meßuhren sind klasse, kann man zum Angeln nehmen. Geht die Schnur schneller unter. Ich hab meine schon ewig nicht mehr benutzt, die Kleine läuft auch ohne die Uhren prima, sie kann sie ohnehin nicht lesen. Allerdings sind meine Gaszüge auch einwandfei, wie ich denke.

Schöne Grüße
Michael
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Werner Paul »

Kaffeekuh hat geschrieben: 16.07.2019 19:30
....habe gemerkt, dass das Standgas warm dan viel zu hoch ist....
.... die Q längers braucht um auf ihr Standgas-Niveau zurückzudrehen...

Hast du Unterbrecher oder Hallgeber?
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von 1%er »

Man braucht für einen R2V keine Synchronuhren. 100% Synchronität ist noch keine Garantie für guten Motorlauf.

Beide Leerlauf-Gemischschrauben eine Umdrehung aufdrehen und dann die Drosselklappen-Anschlagschrauben schrittweise im Wechsel so einstellen, bis das Moped mit warmen Motor ruhig mit 900 rpm vor sich hin blubbert.

Dann Probefahrt, ob beim Anhalten das Gas sofort ins Standgas fällt und dieses sauber hält: fertig ist der Lack.

Ein Schraubendreher und ein bisschen Fingerspitzengefühl, mehr braucht es nicht.

Man muss da nicht immer so eine elende Wissenschaft draus machen.

Wenn das Moped so nicht startet oder fährt, liegt das Problem vllt. woanders. (Ventile, Zündung, Kerzen usw.)
Linke Hand zum Bikergruß :smilie_bmw
Marc
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Re: Synchronisation schwierig, Startverhalten mäßig

Beitrag von Kaffeekuh »

Hallo,

ich habe nun bei der letzten Fahrt das Standgas warm nochmals nach unten angepasst. Lief heute ( allerdings ja über 30 Grad Aussentemperatur ) sehr gut damit in "kaltem" Zustand. Der Drehzahlmesser ist nicht mehr dran, deshalb kann ich leider nur nach Gehör/Gefühl die etwa 900 U/min einstellen. Die äusserlich etwas rissigen Ansauggummis werde ich noch wechseln, dann werde ich wieder berichten...

Bei der nächsten Fahrt mach ich dann alles nochmal nach Eurer Beschreibung ab null, dann bin ich guter Dinge. Kerzenbild dauert etwas. nach ein paar lausigen Kilometern will da noch nichts braun/schwarz/weiss werden leider...;-)

Herzlichen Dank an Euch mal!

Grüße
Antworten