Welche Maschine?

Alles rund um die Technik an den Modellen R45 und R65
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4sheesee
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Welche Maschine?

Beitrag von 4sheesee »

Hallo Forum,
ich bin neu hier.
Seit ich 2012 in auf einer Honda Super Cup durch Vietnam gefahren bin, bin ich Motorradfan. 2014 habe ich dann auch endlich meinen Führerschein gemacht. Mein erstes Motorrad hatte ich dann 2016 in China (habe dort für einige Zeit gelebt). Da was eine Zhongshen xr3 (kleiner Tourer mit 250 cc). Ich mochte das Motorrad, es hatte nicht zu viel Leitung und auch nicht zu wenig. Außerdem bin ich gemütlich darauf gesessen. Zurück in Deutschland wollte ich dann mal was größeres ausprobieren, und habe mir eine Kawasaki zr7 (BJ2001, 750 cc) zugelegt. Irgendwie fühle ich mich auf der Maschine nicht so wohl. Ich sitze zu sportlich und die Maschine hat auch zu viel Leistung für mich. Nun suche ich was passenderes und bräuchte hier Anregungen und Unterstützung.
Optisch gefallen mir klassische Motorräder wie die Triumph Bonneville oder auch die Royal Enfield Intercepter. Nun bin ich aber auch auf ältere BMW Modelle aufmerksam geworden, im speziellen die R45 und R65. Ich habe auch gelesen, dass diese Motorräder sehr wartungsarm sein sollen.
Kann das sein, da die ja schon sehr alt sind?
Lohnt es sich denn überhaupt ein "altes Motorrad zu kaufen, oder ist davon generell abzuraten? Ich habe nicht viel "Schwaubererfahrung".
Ich fahre im Jahr ca. 3000 km. Meist Tagesausflüge oder auch mal eine kleine Tour.
Wozu könnt ihr mir raten?
Wie sitzt es sich auf einer R45/65?
Worauf ist beim Kauf zu achten?
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FrankR80GS
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Re: Welche Maschine?

Beitrag von FrankR80GS »

Hallo und willkommen hier im Forum.

Vorab ein Hinweis auf unser Forum Uservorstellung.

Klassische Motorräder oder so aussehende Neufahrzeuge sind seit einiger Zeit ein wenig im Trend. Das ist auch auf die Preise durchgeschlagen. Der Unterschied ist, dass Retromotorräder mit moderner Technik aufwarten, während klassische Modelle eben den Stand ihrer Zeit bzw. einiger Jahre zuvor repräsentieren. Das macht sich besonders bei Fahrwerk und Bremsen bemerkbar. Wenn Du noch nie ein über 20 Jahre altes Motorrad gefahren bist wird der Unterschied besonders überraschend wirken. Ansonsten sitzt man sehr entspannt auf den alten Boxern was sich durch Lenker und Sitzbank etwas anpassen lässt. Die Federung ist eher weich. Die Motoren laufen vibrationsarm aber mechanisch laut (rasseln bzw. tickern). Die Leistung reicht von gemütlich (R45, 27 PS) bis ausreichend (R65, 50 PS). Die Getriebe schalten, wie der Soldat spricht (laut und deutlich).

Was die Wartung angeht - das sind regelmäßig wiederkehrende Arbeiten. Bei Deiner Fahrleistung maximal einmal jährlich die Ventile einstellen und das Motoröl wechseln, in größeren Abständen andere Dinge. Wichtig für den Kauf ist ein vertrauenswürdiger Vorbesitzer, der regelmäßige alle Wartungsarbeiten durchgeführt hat, das belegen kann und sich ungern von der Maschine trennt. Finger weg von Maschinen die viele Besitzerwechsel in kurzen Abständen hatten oder umgefrickelten Motorrädern. Viele Umbauern geht mehr um Optik als technisch hochwertige Umsetzung. Menschenkenntnis und technisches Verständnis sollten sich beim Kauf eines klassischen Motorrads daher die Waage halten.

/Frank
BMW - Unseraoner fährt koan Japaner.

Immer dran denken:
Hätten Hummeln Aerodynamik studiert, könnten sie nicht fliegen.
4sheesee
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Motorrad: Kawasaki zr7

Re: Welche Maschine?

Beitrag von 4sheesee »

Danke für die ausführliche Antwort.
tom1000
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Re: Welche Maschine?

Beitrag von tom1000 »

Hallo
Hab selber ne 27PS R65 gefahren, kann eigentlich nur abraten.
So lange grade Strecken wie man da braucht um nen Laster zu überholen sind doch recht rar gesät.
War eine Behörden RT mit Einarmschwinge.
Vom Fahrkomfort und Sitzposition fand ich top.
Dann hab ich blind im Internet ne 82er R65Rt mit 133.000 auf der Uhr und 50Ps gekauft, so nach dem motto ich biete mal, für das Gebot krieg ich die eh nicht.
Hab ich aber doch :o
Die hat mich dann 4 Jahre und knapp 40.000km fast klaglos begleitet.
Was fällig war, war dann irgendwann das Getriebe, das scheint eher normal zu sein das die wohl eher nur eine begrenzte Lebensdauer haben, die Vergasermembramen und dann hab ich mir noch nen 33/11 Endantrieb gegönnt um die Drehzahlen runterzukriegen.
Links war die Feder vom Auslassventil noch gebrochen.
Hab da nix weiter gemacht, einfach nur ne neue Feder rein und gut.
Hab den Bock dann mit gewinn weiterverkauft weil mir ne R100RT von 82 mit 140.000km zugelaufen ist.
Die hat 10Jahre ohne Getriebe in ner trockenen Garage gestanden.
Hab mir gesagt wenn der Motor sich drehen lässt nehm ich die.
Hab ich dann über den Winter aufgebaut.
Bin mit Ihr jetzt 20.000km gefahren und war grade zum D-Day in der Normandie.
Was ich immer an den Maschinen gemacht habe war im Frühjahr einmal alle Öle neu und die Ventile einstellen.
Wobei ich ausser Motor jetzt mal auf ein zweijahres rythmus umschwenke.
Meine Schwester hat eine nackte R65 von 82, der haben ich im Frühjahr 18 einen 860ccm Siebenrock Kit verpasst weil sie angst hatte auf unseren Urlaubsfahrten nicht mehr mithalten zu können, da ich ja jetzt 70 Pfrede habe.
Da hatte die Kleine 105.000km drauf.
Sind jetzt 25.000 mehr und die Maschine läuft einwandfrei und macht einfach spass.
Allerdings ist die Sitzposition da nicht so meins.
Also mein fazit:
Es muss nicht unbeding etwas top gepflegtes Exemplar mit lückenlosen Wartungsheft sein wenn man mit Werkzeug umgehen kann und mit einem Werkstatthandbuch zurecht kommt.
Oder ich hatte einfach nur glück mit meinen Kühen.

Thomas
Brummbär
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Re: Welche Maschine?

Beitrag von Brummbär »

Hallo immer noch Namenloser,

welche Maschine? Das kommt immer auf den Einsatzzweck an, zum Duebeln z.B. eine Hilti. Zum Schneiden und Schleifen waere derMultimaster von Fein meine Wahl. Zum Moppedfaan kannst Du Dir eine Guzzi mit Haengetitten zulegen (das ist ein Spitzname fuer die Boxermotorraeder), diese Moppeds sind in ihrer Urform 1933 von Max Friz auf dem Kuechentisch gezeichnet worden, Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts sind dann die R45 und die R65 als eigene Baureihen entwickelt worden. Aufgrund der damaligen Versicherungsregeln gab es eine 27 PS Grenze, daher bekam die eigentlich 34 PS leistende R45 eine etwas zahmere Nockenwelle, andere Vergaser und abgeaenderte Kolben. Die R65 passte genau ins damalige PS Schema der Versicherungen. Alle Versionen hatten unterschiedliche End-Uebersetzungen was auch jeweils eine eigene Tacho-Wegdrehzahl (Uebersetzungsverhaeltnis im Tachogetriebe) zur Folge hatte. Mit dem Baukasten haette man viel hin und herbauen koennen, was aufgrund der vielen Teile allerdings auch viel Umbauaufwand erfordern wuerde, solche Aktionen schaffen viel Platz im Portemonnaie. Ausgereift sins alle Versionen, wer mit 27 PS wirklich auskommt, kann das machen. Die Erfahrung hat die meisten Mopped-Edes allerdings gelehrt, dass mit zunehmender Erfahrung doch noch mehr PS nicht schaden koennten.

Einige hier haben ihre Fahrzeuge mit Big-Bore Kits aufgeruestet, 860ccmoder aehnlich. Geht.

Also ich fahre meine R45 sehr gern und halte sie selbst in Schuss, man liest hier viel und hoert es auch immer wieder in Gespraechen, dass in den Werkstaetten bei den aelteren Fajrzeugen immer verzweifelt nach dem Laptop-Anschluss gesucht wird, ohne den die heutige Mechaniker-Generation hoffnungslosaufgeschmissen ist. Wer selbst Plan von konventioneller Technik hat, macht mit einem Motorrad dieser Baureihen nicht viel verkehrt.

Je mehr ich meine Kleine fahre, desto besser scheint sie zu werden, allerdings gebe ich mir Muehe, die kleinen Zipperlein, die sie mit jeder Fahrt anzuzeigen versucht auch konsequenrt zu beheben. Nicht immer begreife ich allerdings, was sie mir gerade anzeigt. Nachdem sich die Unterbrechergesteuerte Zuenddose zerlegt hatte, wusste ich schlussendlich, dass nach 41 Jahren ein Tausch gegen Reserve noetig war. Eigentlich lassen sich die Dinger mit Hammer und Meissel am Strassenrand wieder zum Laufen bringen, in diesem Fall waren allerdings die Mitnehmer an der Oldhamschen Kupplung abgeschert. ZumGlueck war es nicht mehr weit nach Hause zu scieben.

Apropos Big-Bore Kit: Hab ich mir auch gegoennt, 1200 ccm, hier war allerdings gleich dad Mopped mit dran. Fuers Flitzen und laengere Strecken, R1200S. Eletronikverseuchtes Mistvieh mit 17l Zwergentank, kaum biste in Schwung geht die Warnlampe an, sofort tanken sonst bleibst du stehen und die teure Einspritzpumpe geht uebber die Wupper. Tankstelle 12 Liter gehen rein. Wollt ihr mich verarschen?

Soweit zu Deiner Frage, bilde Dir selbst Dein Urteil, Entscheidungsträger kannst nur Du sein. Du entscheidest auch, ob wir Dich mit Deinem Namen ansprechen sollen.

Schöne Grüße
Michael

Edith, was mein Frau is sacht noch: Ich fahr keinen Klassiker sondern ein Neufahrzeug, allerdings von 1978. Fast 160 Megameter.
Tja, damals, als es noch das Internet gab...
4sheesee
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Motorrad: Kawasaki zr7

Re: Welche Maschine?

Beitrag von 4sheesee »

Hallo Thomas und Michael,

danke für Eure Antworten. Auf Anregung oben habe ich mich im bei der "Uservorstellung" nochmal vorgestellt: https://www.kleineboxer.de/forum/viewto ... 20&t=12986

Vielen Dank für Eure Antworten.
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ssuchi
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Re: Welche Maschine?

Beitrag von ssuchi »

Ich fahre eine ähnliche Kombination wie der Brummbär: eine R65 Monolever mit 27 PS von 1990 und die letzte luftgekühlte R1200R von 2013.

Wenn man alleine unterwegs ist, ohne viel Gepäck und es nicht furchtbar eilig hat, dann macht das fahren mit der R65 viel Spaß. Sie ist relativ leicht, handlich und geht mit den schmalen Reifen gut um enge Kurven, Fahrwerk ist mit aktuellen Reifen und neuen Federn ok. Im Gegensatz zur R45 braucht man auch keine hohen Drehzahlen, um auf der Landstraße zügig voran zu kommen. Autobahn-Etappen machen allerdings keinen Spaß, und für den "großen" Urlaub nehme ich jetzt lieber die R1200R.
Aber wir waren mit der R65 auch schon zu zweit mit vollem Camping-Gepäck bis in den Karpaten, der Sitzkomfort für Fahrer und Sozius ist gut.
Gruß, Stefan
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