Unter dem Zylinder

Alles rund um die Technik an den Modellen R45 und R65
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BassBoxer
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Unter dem Zylinder

Beitrag von BassBoxer »

Hallo Ihr,
unter den Zylindern sind jeweils zwei Stößelstangen (?)

Da habe ich auf der einen Seite für den TÜV das Öl abwischen wollen und dabei ist mir aufgefallen, dass so etwas wie ein O-Ring oder eine Dichtung nach unten offen ist. Das gehört glaube ich nicht so. Ich habe mal Fotos gemacht, die mehr oder weniger gut sind.

Habt ihr Tipps, Rast, Tricks für mich?

Danke
Michael
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BassBoxer
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von BassBoxer »

3156

Jetzt aber :)
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Rote Rita
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von Rote Rita »

Hallo Michael,

wenn das Bild nicht täuscht, ist der eine Gummi völlig weggebröselt. Schau mal bei einer anderen Maschine, wie es aussehen muss. Das passiert, wenn man nicht die originalen Gummis einbaut. Das Wechseln ist aber nicht ohne!

Gruß Rainer
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FrankR80GS
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von FrankR80GS »

Hallo Michael, die Schutzrohre der Stoßstangen sind gegen das Motorgehäuse mit Gummipfopfen abgedichtet, die nicht das ewige Leben haben. Etwa alle 10 Jahre muss man sie austauschen, weil es rundum ölt. Was auf dem Bild zu sehen ist, sieht nicht nach den typischen Gummipfropfen aus.

Neue Stopfen nur bei BMW kaufen. Die für R45/65 sind anders als die der großen Boxer.

/Frank
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BassBoxer
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von BassBoxer »

Vielen Dank für eure Tipps!
Brummbär
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von Brummbär »

Die Schwierigkeit des Wechselns ist natürlich abhängig von der Vorbildung/Erfahrung. Vorgehensweise: Teile parat haben, als da wären die Original Stoesselgummis sowie die Rundbunaringe für den Zylinderfuss, der grosse und ich glaub zwei kleine für die Ölzufuhr zu den Nickermaennern. Wer es moechte, nimmt noch etwas Dichtmasse wie Loctite Flächendichtung oder gleichwertig für die zusätzliche Abdichtung des Zylinderfusses. Die Oelzufuhr zum Ventiltrieb erfolgt entlang der Zuganker, oben oder unten, hab ich grad nicht auf dem Schirm, daher dürfen die Öffnungen nicht durch die zusätzliche Dichtmasse verschmiert werden. Wer nicht das Bedürfnis hat, die Zylinderkoepfe zu vereinzeln, lässt die beiden Verbindungsschrauben zwischen dem Zylindermantel und dem Kopf fest, das erspart das Ersetzen der Kopfdichtunge. Die Einheit lässt sich im Ganzen abnehmen, die Ventilhauben sind abgebaut, da ja die Muttern an den Zugankern gelöst werden müssen.

Beim Abziehen der Zylinder darauf achten, dass man den Kolben festhält und er nicht auf den Rand der Bohrung des Motorgehaeuses poltert. Das Werkstatthandbuch schlägt ein schmales Holzbrettchen vor, welches man unter die Pleuelstange legt. Wenn man die Pleuelstange oder das Kolbenhemd vorsichtig ablegt passiert auch nichts. Nachdem man alles gereinigt hat kann man unter Verwendung der Neuteile alles wieder zusammenbauen.
Die Stoesselgummis habe ich dünn mit Loctite 572 Rohrgewindedichtung mit Teflon eingestrichen, die flutschen dann prima an die Stellen wo sie hinsollen.
Kolbenringe/Oelabstreifring: Sollen nicht gebrochen und nicht zu scharfkantig sein, die Öffnungen der Ringe sollen versetzt sein, damit keine Gase direkt durchblasen. Beim Zusammenbau den Kolben mit Oel benetzen, damit eine Initialschmierung besteht.
Die Kolbenringe sollen wiederum laut Werkstatthandbuch mit einem Kolbenringspannband zusammengedrückt werden, damit sie sich in die Zylinderlaufbuchse einfädeln lassen. Das sieht auf dem Foto ganz famos aus, in der Praxis ist das das zumindest mit meinen Original Hazet Spannband sehr umständlich. Darum schmückt das Ding seit dem ersten Versuch nur noch den Werkzeugkasten. Drei etwas steifere Fuehlerlehrenbleche sind da wesentlich praktischer. Und mit viel Gefühl und kräftigen Fingernägeln lassen sich die Kolbenringe auch via untere Fase der Laufbuechse von Hand ohne Hilfsmittel einfädeln. Man darf sie nur nicht verkanten, zwei Hände an den Ringen und das Knie schiebt den Zylinder langsam vorwaerts. Nur keine Gewalt, dann brechen die Ringe.
Wenn der Kolben in der Buchse steckt, noch einmal prüfen, ob die O-Ringe richtig sitzen und ob keine Dichtungsschmatze die Oeldurchgaenge behindern kann. Dann ranschieben, Stoesselstangen reinstecken, sind beide gleichlang und die längere ist für vorne. Anschliessend die Nickermaenner draufsetzen und die Zugankermuttern von Hand draufdrehen. Alles auf richtigen Sitz überprüfen, die Zugankermuttern in zwei Stufen mit dem vorgeschriebenen Anzugsdrehmoment anziehen. Ventilspiel einstellen von Hand durchtoernen, ob alles frei dreht, Kerze rein, Ventilhaube als Oelauffangschale passend auf den Boden den Boden legen, Motor entweder mit dem Anlasser durchorgeln, Version für Ängstliche oder kurz laufen lassen. Oelprobe, Kontrolle ob die Ventilschmierung tatsächlich funktioniert.
Bei unseren Grossmotoren war die sogenannte Oelprobe sehr wichtig, da hatte die Oeljacke tatsaechlich auch eine namensgerechte Funktion, die Triebraumklappen waren alle offen und die Maschine wurde mit der Toernmaschine gedreht. Entweder ging man selbst in den Triebraum oder man schickte jemanden, dem man eins auswischen wollte da rein. Regenschauer aus Oel, schon eine ordentliche Sauerei.

Nach der Oelprobe allfälliges Oel wieder per Trichter reinkippen oder in den Altoelkanister und die Fehlmenge ersetzen, Ventilhauben drauf und Abfahrt.

Gutes Gelingen
Schöne Grüße
Michael
Tja, damals, als es noch das Internet gab...
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von Markusr65 »

Hallo Michael,


wenn du geschickt bist, dann langt es, die Zylinder lediglich so weit abzunehmen, bis die Stößelrohre frei liegen.

Dann kannst du die alten Dichtungen entfernen und die Neuen draufschieben.

Der Zylinder muss also nicht komplett abgezogen werden. Dies ist in dem Fall sowieso nicht optimal, da die

Kolbenringe in ihrer ganz bestimmten Position eingelaufen sind.

Wie gesagt, bei mir hats funktioniert und die Sache wesentlich vereinfacht.

Viel Erfolg!


Grüße Markus
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Werner Paul
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von Werner Paul »

... hier auch meine Version (die einzige Richtige).
Kolben im Zylinder drinnen lassen. Zylinder soweit abziehen und dabei
Kolben soweit rausschauen lassen bis Kolbenbolzen heraus-
gedrückt werden kann. Zylinder mit Kolben komplett runter.
Zusammenbau in umgekehrter reihenfolge.
Dichtungen, ich meine dabei alle! also auch den großen und
die beiden kleinen wechseln.
Werner
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von BassBoxer »

Vielen Dank euch allen, jetzt weiß ich, was ich im August zu tun habe, neben der Gabelrevision
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von MMö »

Moin!

Wenn du die Zylinder abziehst - achte auf diese kleinen "§$%"3-O-Ringe am rechten und linken Stehbolzen. Sonst sifft die sofort wieder.
Ils ont les armes. On les emmerde. On a le champagne!
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FrankR80GS
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Re: Unter dem Zylinder

Beitrag von FrankR80GS »

Markusr65 hat geschrieben: 25.06.2020 09:21...Der Zylinder muss also nicht komplett abgezogen werden. Dies ist in dem Fall sowieso nicht optimal, da die Kolbenringe in ihrer ganz bestimmten Position eingelaufen sind.
Das stimmt nun wieder nicht - die Kolbenringe sind drehbar in der Nuten gelagert und rotieren bei laufendem Motor axial - damit sie eben genau nicht in einer Position "einlaufen". Beim 2-Takter muss die Ringrotation blockiert werden, damit die Ringstöße nicht in den Spülschlitzen einhaken. Folge ist ein starker Zylinderverschleiß. Ich bin ca. 60 tkm mit einem 2-Takter gefahren ....
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