Hinterradantrieb

Alles rund um die Technik an den Modellen R45 und R65
#Manfred
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Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

Hallo zusammen,
ich möchte im HAG die Wedis und die Papierdichtung unter dem Deckel erneuern. Ich habe in der passenden Literatur zwar gelesen, dass das eine Routine-Arbeit ist, aber ich kapier noch nicht, ob ich auch die besagte Papierdichtung wechseln kann, ohne Gefahr zu laufen, dass das Zusammenspiel der Kegelräder neu eingestellt werden muss. Ist es nicht so, dass wenn ich einen Blick auf die Zähne dieser Kegelräder werfen möchte (120- wenn nicht sogar 220000km!), dass zwangsläufig auch neu distanziert bzw. das Flankenspiel eingestellt werden muß?
Vielen Dank für eure Tipps und viele Grüße
Manfred
ps: ich geh die Sache nicht nur an, weil ich sporadisch hinten einen Tropfen Öl auf dem Reifen habe, sondern auch, weil ich das Gewinde der Einfüllöffnung für das Kardanöl reparieren muss.
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Redskin
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Redskin »

Hallo Manfred,

wegen der Dichtung musst Du Dir keinen Kopp machen. In der Achse wird das Zahnflankenspiel eingestellt.
Das Tragbild würde ich mir genau ansehen. Es geht die Kunde, dass sich das Antriebsritzel im Gehäuse setzt und dadurch die Übertragungungsfläche an den hinteren Rand der Verzahnung verschiebt. Das führt wg der dann höheren Kräfte zu Ausbrüchen (Pitting).

Wenn man nach dem Öffnen und Säubern Karies an den Zahnrädern sieht, kann man das Teil abschreiben.

Greetz
Dirk
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#Manfred
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

Ok, ich leg demnächst einfach mal los und lass euch bei weiteren Fragen teilhaben. Viele Grüße und
danke Dirk
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Rote Rita
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Rote Rita »

Hallo Manfred,

die Papierdichtung ist kein Problem wenn du die Reste sauber abkrazt. Das ist mühsam. Um den Deckel zu lösen und wieder aufzusetzen muss er aber ordentlich mit einem Brenner angewärmt werden, das dafst du nicht auslassen.
Wenn du den Antrieb offen hast, würde ich ihn einem Spezialisten zeigen. Er kann die drei Lager prüfen oder den Wechsel einer weiteren Dichtung empfehlen.

Gruß Rainer
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Redskin
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Redskin »

Zum Anwärmen langt ein Heißluftgebläse, muss nicht mal volle Pulle laufen. Nur auf den Bereich des Lagersitzes richten und schön gleichmäßig warm machen, Iwann fällt das fast von selber auseinander.
Wenn es nur um den Wellendichtring geht, das ist easy going und richtig: die Papierdichtung wird sich an beiden Teilen des Dichtpaares anhängen und nur schlecht abgehen. Vorsichtig mit einem Metallschaber, chemisch mit Dichtungslöser, es gibt der Möglichkeiten einige. Auf jeden Fall muss das Zeuges restlos weg, sonst dichtet es nix.

Rainer hat aber insofern Recht, als dass man als Laie bei der Befundung schnell am Ende der Weisheit anlangt.
Natürlich kann man mit bloßem Auge erkennen, wenn Ausbrüche an den Zahnflanken aufgetreten sind, aber dann ist das Ding ja auch schon so gut wie Schrott.
Alles Weitere ist Maschinenbau at it's best:
Z. B. Messung des korrekten Zahnflankenspiels (muss passen, sonst schnell Kernschrott), lt. WHB muss eine Messuhr mit Adapter (BMW Spezialwerkzeug xxxxyyyyyzzzz) angebracht werden. Das richtige Spiel wird mit Beilagen unter dem Kegelrad eingestellt.

Das Tragbild (der Ort, wo sich die Zahnflanken küssen) gibt Auskunft über die korrekte Distanzierung. Liegt dieser außermittig des Ritzel / Kegelradzahnes, gibt es über den Hebel derartig brutale Kräfte, dass die Zahnräder kaputt gehen!

Die Beurteilung von Lagern, ja mei, wenn die Dinger so viele Meilen runter haben und man schon mal dabei ist, ....
Raus mit und gut is.

Dann ist aber auf jeden Fall ein neues Ausdistanzieren fällig --> für jemand, der das noch nie gemacht hat: Bleiben lassen und zum Fachman geben.
Ach ja, der Mitnehmer wäre dann auch noch so ein Kandidat: wenn weniger als die Hälfte der Blockzähne vorhanden ist, müsste da auch was neues eingeschweißt werden.

So eine Revision ist in Summe kein billiges Vergnügen, nicht umsonst kosten bereits gemachte HAG viele Hunderter, mit Garantie noch ein paar Scheine mehr.
Neu kriegt man die Dinger aber glaube ich gar nicht mehr, und wenn, lag der Preis über "one grand".

Greetz
Dirk
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Rote Rita
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Rote Rita »

Stimmt, die Mitnehmerverzahnung!

Bei meinem Motor brauche ich ca. alle 100.000km einen neuen Mitnehmer. Ursache ist das Drehmoment :-D
Bei den kleinenBoxern ist der Verschleiß nicht so schlimm. Aber wenn die trapezförmigen Zähne nur noch Dreiecke sind, dann ist Schluss.

Gruß Rainer

PS.: Das Ausdistanzieren des Antriebs ist eine der wenigen Arbeiten, die ich machen lasse. Zu wenig Übung, Getriebe kommt öfter vor. R.
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#Manfred
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

...wenn ich es richtig verstehe: erneuere ich die Papierdichtung, muss der Deckel runter und es muss distanziert oder/und das Tragbild eingestellt werden.
Alternativ: nur Wedis wechseln geht ohne Deckelausbau. Hierbei muss ich nur den großen Wedi gegen die Mitnehmerverzahnung schützen?
Vielen Dank und Grüße
Manfred
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

...wenn ich es richtig verstehe: erneuere ich die Papierdichtung, muss der Deckel runter und es muss distanziert oder/und das Tragbild eingestellt werden.
Alternativ: nur Wedis wechseln geht ohne Deckelausbau. Hierbei muss ich nur den großen Wedi gegen die Mitnehmerverzahnung schützen?
Vielen Dank und Grüße
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Redskin »

Nö.
Wenn die Papierdichtung undicht ist und ausgetauscht wird, dann muss NICHT ausdistanziert werden. Die Stärke dieser Dichtung hat keinen Einfluss auf die Ausdistanzierung. Nicht mal auf das Zahnflankenspiel. Dass dazu der Deckel runter muss, ergibt sich von selbst.

Der Wellendichtring kann auch ohne Demontage des Deckels ausgewechselt werden, wenn es gelingt, den neuen Ring sauber einzutreiben. Die Mitnehmerverzahnung kann man z. B. mit Paketklebeband (eine Lage) einwickeln, alternativ benötigt man ein ganz dünnes Plastikrohr, das man nach dem Einsetzen des Wedi wieder abziehen kann. Diese Schutzmaßnahme ist immer erforderlich, egal ob der Deckel runter kommt, oder nicht, sonst kann die Dichtlippe des WeDi beschädigt werden und die Schose geht in die Endlosschleife.
Wenn gelegentlich Getriebeöl unter dem HAG zu finden ist: es gibt zwei Ablauf- Bohrungen, die genau dafür sorgen, damit die Bremse nicht verölt. Die verpeeken gern, wenn Du da schon mal bei bist, solltest Du diese reinigen und gangbar machen. Ein kleines Loch ist ganz unten an der Tiefsten Stelle des HAG am Rand. Die zweite erschließt sich, wenn der Deckel herunter ist.

Greetz
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

Gut Dirk, dubbele Merci aus Aachen
und beste Grüße
Manfred
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Euklid55 »

Hallo,

die Papierdichtung wechseln ist einfach, siehe oben.
In der Regel ist das Zahnflankenspiel am Tellerrad gut zu erkennen. Die blanken Flächen sollten in der Mitte oder am äußeren Rand liegen. Liegt sie in der Innenseite ist das Eingangslager fertig. Die Lager wechsel ist im Prinzip kein Hexenwerk mit entsprechendem Werkzeug. Für mich immer reine Nervensache.

Gruß
Walter
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

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Hallo Walter, danke für deinen Hinweis. Wie man sieht hat meine Mitnehmerverzahnung eine 1mm Stufe. Ist das noch „Verschleiß im Anfangsstadium“? Oder ist das zuviel?
Grüße
Manfred
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von Redskin »

Der Mitnehmer ist noch fast so gut wie neu. Den kann man noch eine ganze Weile fahren.

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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

...eine gute Nachricht 👍
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Re: Hinterradantrieb

Beitrag von #Manfred »

Hallo zusammen.
Weiß jemand, ob man das Spezialwerkzeug, welches im Sonderband 121 auf Seite 148 oben links abgebildet ist, irgendwo bestellen kann? Da ist auch zu lesen, dass man sich alternativ ein Flacheisen umbiegen kann, um damit einen Zahn zu blockieren - dem armen Zahn möchte ich das aber nicht zumuten. Eine alte Kardan-Glocke habe ich auch nicht.
Im schlimmsten Fall könnte ich mir das auch selbst feilen. Aber wenns nicht sein muss.
Grüße
Manfred
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