R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

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Markusr65
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R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach einem guten Fahrbericht, d.h. wie sich bei unseren Maschinchen die Motorcharakteristik nach dem Umbau auf 860 ccm ändert.

Mehr Drehmoment ist klar. Aber wie lässt sich solch ein Motor z.B. im Standgas abstimmen? Verbessert sich automatisch das Anfahrtverhalten vom Stand weg, d.h macht sich auch bereits beim Anfahren das höhere Drehmoment bei niederen Drehzahlen bemerkbar? Ändert sich etwas am Sound durch den größeren Hubraum? Nähert sich die Motorcharakteristik den großen Boxern oder macht dies der kürzere Hub zunichte?
Drehzahlorgien sowie Höchstgeschwindigkeit sind definitiv nicht mein Ding! So sollte sich auch die Öltemperatur in Grenzen halten, oder?

Ich weiß das das Thema bereits ziemlich ausgelutscht ist aber vielleicht hat ja trotzdem jemand Lust, auf meine Fragen einzugehen? :(

Viele Grüße Markus
tom1000
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von tom1000 »

Hallo Markus.
Hab das vor ca 4Jahren gemacht.
Da hatte das Moppet 105.000Km gelaufen.
Hab mich in diversen Foren verrückt machen lassen von wegen abstimmung, Bedüsung und so Zeugs.
Was da alles so geschrieben wurde hat mich fast von dem umbau abgehalten.
Da das aber für meine Schwester war und das nur damit sie auf Urlaubsfahrten mit meiner mir damals zugelaufenen R100 mithalten kann.
Was völliger blödsinn ist weil wir nur auf Landstrassen fahren.
Da dauert die Anfahrt in die Normandie schon mal drei Tage.
Aber ich schweife ab.
Hab dann einfach nur die Kolben und Zylinder gewechselt und abgewartet was passiert.
Was wohl nervig war, war das Einfahren nach BMW Vorschrift, max 4000U/min die ersten 1.000Km.
Mit dem kurzen EA waren Tacho nicht mal 100.
Jetzt 65.000Km später kann ich nur sagen:
Alles Top.
Die kommt von unten raus besser als die R100.
Die Öltemperatur ist nur einmal im Stau im Sommer kurz vor Antwerpen mal in schwindelerregende Höhen gestiegen, war bei meiner aber auch nicht anders. :-D
Jetzt mit einem längeren EA ist die spritzigkeit ein bisserl weg, was mich nicht so stört, muss mann auf der Landstrasse eben mal einen Gang runter um an einen Laster vorbei zu flitzen, dafür dreht sie bei Landstrassentempo aber keine 4000 mehr.
Mein fazit ist: Man brauchts nicht unbedingt, macht aber spass.
Hatte einen 1000er Satz für meine 75/7 ins Auge gefasst, da Kolben und Zylinder gemacht werden mussten.
Weil ich die aber aus erster Hand geerbt habe, und die so original wie möglich lassen wollte, habe ich mich für Übermasskolben und Bohren entschieden.

Tom
Markusr65
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

Hi Tom.

Super ausführliche Antwort, danke!

Hast du denn evtl noch einen Soundunterschied infolge der Hubraumerweiterung im Ohr? :-D


Grüße Markus
rubberduck
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von rubberduck »

Danke für den Kurzbericht @tom1000.

Hast Du was an den Kurbelwellenlagern, Pleullagern oder Nockenwelle samt Lagern gemacht?
Bei Bedüsung und Abstimmung hab ich auch keine Bedenken. Siebenrock empfiehlt die asymmetrische Nockenwelle, muss vermutlich aber auch nicht sein.
Ich frage mich, ob die alten Lager mit der frischen Leistungssteigerung gut klar kommen.
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

Hallo,

also entweder ist ein Lager hinüber oder nicht. Am ehesten wird das Kurbelwellenlager mehr belastet, wobei die Teile bei guter Pflege ewig halten. Der Zylinderkopf ist bei höherer Laufleistung eher eine Überholung Wert.
. Grüße Markus
tom1000
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von tom1000 »

Hab nix weiter gemacht.
In der Einbauanleitung steht auch man soll den ab 40.000 oder 50.000Km den Motor zerlegen und vermessen und der Motor hatte 105.000Km.
Kolben und Zylinder gewechselt und fahren, fahren fahren.
Ein mal im Jahr frisches Öl und Ventile einstellen bei einer Jahreslaufleistung von 12.000-15.000Km, das wars.
Hält wie geschrieben mittlerweile 65.000Km.
Die Köpfe bleiben vorerst wie sie sind, weil der Ölverbrauch ist mit 0,2l auf 1000Km top.
Wobei das Moppet eh ein Phänomen ist.
Gekauft mit rund 70.000Km und unbekannter Historie.
Jetzt 100.000Km später immer noch das gleiche Getriebe drin und das schaltet sich auch noch Butterweich.
Hätte ich bei meinen auch gern.
Vom klang her würde ich sagen hat sich nicht viel geändert, hab ich aber auch nie richtig drauf geachtet.
Evtl. ein bisschen "bulliger"???

Tom
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FrankR80GS
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von FrankR80GS »

rubberduck hat geschrieben: 04.01.2023 08:19 ...Ich frage mich, ob die alten Lager mit der frischen Leistungssteigerung gut klar kommen.
Am höchsten sind die Pleuellager belastet, da sie den Arbeitsdruck der Kolben auf die Kurbelwelle abtragen müssen. Bei den 2V Boxern sind diese Lager aber so groß, dass sie auch problemlos mit hochverdichteten 1070 ccm (BigBore Kit) klarkommen. Ein gutes Indiz für die Gesundheit des Motors ist der Öldruck. Im Leerlauf sollte er mindestens 0,5 bar betragen ( Öltemperatur 80-100°C, 20W50) und bei Last 5 bar erreichen. Auch bei großer Hitze darf nie die ÖKL angehen.

Ist die asymmetrische Nockenwelle überhaupt Bestandteil des 7R Gutachtens? Andernfalls wäre sie sogar illegal.

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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von rubberduck »

FrankR80GS hat geschrieben: 04.01.2023 17:46 Am höchsten sind die Pleuellager belastet, da sie den Arbeitsdruck der Kolben auf die Kurbelwelle abtragen müssen. Bei den 2V Boxern sind diese Lager
In der Anleitung steht ja, ab 40tkm Laufleistung die Pleullager (und KWL) prüfen. Vermutlich wird da meistens nichts dran sein und 7R geht auf Nummer sicher.
FrankR80GS hat geschrieben: 04.01.2023 17:46 Ist die asymmetrische Nockenwelle überhaupt Bestandteil des 7R Gutachtens? Andernfalls wäre sie sogar illegal.
Nein, ist nicht Bestandteil. Es gibt auch kein Einzelgutachten dafür. Ich habe den Text so verstanden, dass es keine Leistungssteigerung ist. Die NW gibt 'nur' mehr Drehmoment. Es ist sozusagen eine Ersatzteil und kein Tuning. Mehr Drehmoment ist ja aber gerade das, was man gern möchte :biggrin:
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

Noch eine Frage:

Wieso hat eigentlich die R45 nach dem Umbau bereits ab 2000 U / min das volle Drehmoment?

Eigentlich ist der Motor doch gezügelter - oder?

Heißt das automatisch, dass dieser Motor sich für den Umbau besser eignet?


VG Markus
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von FrankR80GS »

Markusr65 hat geschrieben: 06.01.2023 13:54 ...Wieso hat eigentlich die R45 nach dem Umbau bereits ab 2000 U / min das volle Drehmoment?
Aufgrund der kleinen Vergaser- und Ventilquerschnitte und der recht zahmen Nockenwelle erreicht der Motor zwar früh ein recht hohes Drehmoment. Dafür geht ihm aber bei höheren Drehzahlen schnell die Luft aus. Das heißt, du fällst nach dem Schalten in ein Drehmomentloch und der nächste Gang hat keinen "Anschluss". Die kurze Serienübersetzung überspielt das zwar, aber mit einem längeren EA ist das überhaupt nicht gut.

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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

Jetzt hab ich's kapiert, danke! :idea:
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Redskin »

Von mir auch noch ein ErFahrungsbericht:
Ich hab lange rumgemacht, ob der Kosten usw. Dann hat Louis mal ein Angebot gemacht für den Siebenrock - Kit und meine Frau hat's auch nicht mitbekommen.
Also net lange gefackelt: Ambulant die Kiste zerwirkt und die Teile aus der Schachtel zusammengefrickelt. Nach Anleitung weniger problematisch, als ich befürchtete. Dann die Kiste angeworfen: kurz geöttelt: läuft. Ist dicht. Klingt natürlich nach "größer" aber nicht komplett anders.

Dann, schon während der Einfahrphase: wow, das Eisen geht ab! Man muss sehr aufpassen, im eingeschränkten Drehzahlbereich zu bleiben.
Dann nochmal alles durchchecken, Öl- und Filterwechsel und dann freie Jagd: die Maschine ist richtig bissig im Vergleich zu früher.
Dass sie deswegen nicht besser bremsen tut, muss man im Kopf behalten!
Mir war das dann aber nicht mehr Q-like, ich habe nach anderem Endantrieb gesucht, dann einen von der 1000er bekommen, überholen lassen, eingebaut und so fahre ich jetzt.

Die Agressivität hat sich weitgehend gelegt. Will nicht heißen, dass die Mühle nicht kann, man muss nur einen Gang weiter runter. Aber man will eigtl. net. Es geht schnell genug voran, auch in den Bergen, man kann ganz schön blockern.
Aber ich wollte ja im Wesentlichen das Mehrgewicht der Verkleidung ausgleichen, was mir nach meinem Empfinden gut gelungen ist.

Greetz
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

....und wenn jetzt noch jemand eine Drehmomentkurve für meine r65 vorher, nachher hier einstellen könnte!

Ich finde nämlich nur etwas von der r45. :/


Grüße Markus
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von R65_dieter »

schade war mal im wiki drin.
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Re: R65 Umbau auf 860ccm - Motorcharakteristik?

Beitrag von Markusr65 »

Und ich hab schon an mir gezweifelt.

Aber vielleicht hat ja noch jemand was liegen...



Grüße Markus
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