Hallo zusammen,
der Ausflug ist ganz anders geworden als gedacht, aber sehr schön.
Am vergangenen Freitag bin ich hier spät losgekommen und über die Dosenbahn Richtung Bayerwald gedüst.
Beim Gasthof
Schrottenbaummühle gibt es einen
Campingplatz mit Zeltwiese. War ganz ok. Der Boden ist positiverweise so fest, dass die schwere Reise-Q (Dicke Berta) nicht umfällt, dafür bringt man fast keinen Zelthäring in den Boden.
Die Sanitäreinrichtungen sind sauber, Duschen gratis, aber auch ganz sicher kein Glamping. Die Übernachtung kostet für eine Person mit Zelt und Moto 12,-€
Das Gasthaus hat bodenständige Küche zu akzeptablem Kurs. Das war es dann aber auch schon. Kann man sicher gut Wanderurlaub im Ilztal machen, ...
Tag 2
hat mich querbeet zum
Biergarten Landshut Ellermühle(Webseite derzeit im Wartungsmodus) geführt. Zum Currywurstessen. Muss man nicht unbedingt hinfahren, war aber geil.
Danach habe ich den
Tatzelwurm angesteuert, ich wollte ja Berge und Kurven. Auf der Landstraße gähnende Leere, der Pfingstverkehr war woanders - gut so!
Zunächst zum Einstieg via Rosenheim (da war schon mehr los) nach Flintsbach am Inn zur mautpflichtigen Privatstraße. Das Vergnügen war zwar nur kurz, dafür aber auch nicht sehr teuer (2,-). Dort wo der Tatzelwurm in die Sudelfeldstr. übergeht, bin ich links weg in Richtung Oberaudorf. Jenseits des Inns, auf österreichischer Seite in Niederndorf eine sog. Dosierampel. Dosierter Stau, danach trotzdem viel Verkehr der sehr zäh und laut durch die schmalen Gassen fährt. Über Lofer, Saalfelden bin ich dann nach
Zell am See auf den
"Panoramacamp Zell am See". Mords viel los am Camping, viele Zweiradler mit und ohne Motor auf der recht weichen Wiese. Was hab ich vergessen? U. a. den Puck für den Seitenständer bei weichem Grund. Da stand ich nun mit der sackschweren Fuhre und weit und breit keine befestigte Fläche. Gottlob hat ein Fahrradtourist meine Misere beobachtet und sehr geistesgegenwärtig eine Steinscherbe (Schiefer oder so was), die zufällig herumlag, hergelangt.
Der Camping ist ziemlich gut besucht, Duschen zentral in einem Gebäude, recht langer Fußweg. Muss man im Hinterkopf einkalkulieren, z. B. bei nächtlichen Harndrangepisoden. An der Rezeption verkaufen sie aufgebackene Tiefkühlpizza für 12,- Euronen das Stück, ansonsten ist keine Kulinarik in Laufweite sichtbar gewesen. Also Pizza, ... weil nix zum Warmmachen eingekauft und zu faul noch mal aufzurödeln. Nach der Pizza musste ich aber trotzdem noch mal los, weil man am Schalter keine Kartenzahlung akzeptiert (Die Übernachtung kostet 20,- Ocken!) und mein Bargeld nicht gereicht hatte, ... Österreichs Bankomaten zocken noch immer 4,50 Bearbeitungsgebühren ab, egal ob Debit- oder Kreditkarte. Ganz schön frech die Schluchtis.
Tag 3
Früh raus aus der Schlaftüte, ein löslicher Kaffee zum Frühstück muss reichen, denn der
Großglockner ruft. Der Forecast verspricht gutes Wetter und ich will vor den WoMo- Wanderdünen am Start sein.
Das Abbauen des Lagers geht inzwischen recht routiniert, dauert aber noch immer gute 20 Minuten, bis der ganze Kladderadatsch wieder am Motorrad befestigt ist (hab einmal ziemlich teuer Ladung vom Moto verloren, daher vllt. etwas viel Spanngurt).
Der Großglockner kostet mittlerweile 30 Euro glatt, dafür dürfte man gratis am gleichen Tag wieder retour fahren. Mittlerweile ist auf der gesamten Strecke Tempo 70 beschränkt, an das ich mich auch weitgehend gehalten habe. Ich habe auf das großzügige Angebot der gratis Retourfahrt verzichtet, habe am Fuscher Törl einen Cappuchino geschlürft (Preis mit Höhenzuschlag, aber egal), bin an der Franz-Josefs-Höhe den sterbenden Gletscher anschauen gewesen (massenhaft Asiaten!) und habe mich dann nach vollendeter Glockner-Abfahrt der
Pustertaler Höhenstraße angenommen. Das ist mal geil und obendrein kostenlos. Nahezu menschenleere Straßen, auch die Ortschaften ganz wenig Leute zu sehen (obwohl doch Pfingsten war), z. T. schmale, kurvenreiche Straßenführung mit Asphalt von nagelneu bis kurz vor der Schotterpiste in allen Schattierungen. Und viele Kurven. Den Einstieg hätte ich ohne den dezenten Hinweis der Navitante im Ohr übersehen, die machen da kein großes Aufhebens drum, kein Wunder, wenn da mehr Verkehr wäre, dann gut Nacht. Dennoch hat es entlang der Strecke Bushaltestellen! Gottseidank ist mir da keiner Entgegen gekommen. (Erst später, ganz woanders stand dann so ein grünes Monster formatfüllend vor mir und es ging dann um Zentimeter).
Ab Abfaltersbach wieder auf die main road bis es dann links weg Richtung Gailtal geht. Die Gailtal Bundesstraße entlang bis nach Reisach (bei Kirchbach, kurz vor Hermagor). Den eigentlich geplanten Abstecher ins Italienische habe ich mir mit Blick auf die dortigen Gewitter spontan verkniffen, was sich als kluge Entscheidung erwiesen hat. Allerdings war ich dafür auch sehr zeitig am Ziel.
Dort in Reisach wieder ein mordsmäßig im I-Netz angekündigter
Campingplatz. Ich durfte mir freiweg aussuchen, wo ich mein Nachtlager aufbaue. Strom hätte es auch gegeben, wenn ich einen CEE-Adapter gehabt hätte, aber ich brauchte ja gar keinen, weil alles, inkl. Akku-Luftpumpe für die Luftmatratze aus dem Bordnetz der Q versorgt wurde. Der Naturbadeweiher lud hingegen nicht mal zum Füßewaschen ein und auch die Sanitäreinrichtungen versprühen einen robusten Charme. Aber alles sauber und funktionstüchtig und nette Leute. Kann man nicht meckern, auch über den Preis nicht.
Leider hatte die örtliche Gastronomie noch geschlossen, es gab nur flüssige Nahrung. Der Camping liegt außerhalb und auch in den Ortschaften hatte keine Kneipe offen. Also musste eine Tüte Haribo, ein bleifreies Hefe und ein verlängerter mit Sahne reichen.
Gegen Abend hat es dann im Süden (in Italien) mächtig gewittert, bei mir nur ein paar nächtliche Regentropfen.
Gut ausgeruht dann Tag 4.
Über den
Plöckenpass in die karnischen Alpen. Geile Gegend! In den Dörfern und Ortschaften viel Leerstand und Verfall. Ziemlich landflüchtig die Einheimischen, wie mir scheint. Dummerweise auch keine Kaffees oder Restaurants offen. Daher erste Verpflegung an einer einsam gelegenen Hütte mitten im Nichts an der Straße durch die Berge. Dortselbst hat die freundliche junge Wirtin Kaffee und Linzer Torte im Angebot gehabt.
Immerhin was im Magen und vergleichsweise ein Schnapp.
Die Tour ging weiter über den
Tre Croci nach
Cortina d'Ampezzo, über den
Falzarego, den
Valparola und das
Würzjoch. Über Klausen, Barbian (das Kaffee vom letzten Mal ist noch immer so gut, war diesmal aber zum Bersten voll) Klobenstein hinüber ins
Sarntal und über das
Penser Joch nach Sterzing. Dort bin ich bei meinem guten Freund Andreas (aka Ondervomberg) und seiner Gattin untergekrochen.
Die Strecke war mit ca 330 km gar nich sooo weit, aber beinahe 6 Stunden reine Fahrzeit und 8141 Höhenmeter Aufstiege hatten es echt in sich. Mache ich aber jederzeit wieder. Einfach endgeil. Allerdings habe ich wenig angehalten und mich auch nicht touristischer Gelegenheiten oder Fotospots näher angenommen. Da ich nicht rauche, ging das auch erstaunlich gut.
Tag 5
Tag der Entscheidung: nach Hause fahren, oder noch mal wo Zelt aufbauen. Ich habe mit Calimoto eine nach Hause-Route geplant, die in den Bergen noch das eine oder ander Schmankerl aufzuweisen hat. Zunächst mal über den
Jaufenpass. Durch das geschäftige Meran ins
Vinschgau was aber wegen des Verkehrs keine so prickelnde Idee war. Zumindest auf der Bundesstraße hat es keinen großen Spaß gemacht. Die Fahrradroute verläuft auf der anderen Seite der Etsch, wäre vllt. was gewesen, dann hätte ich aber noch mal wo einen Stop einkalkulieren müssen.
Hinauf zum
Reschenpass ging es dann aber etwas geschmeidiger, die Hindernisse konnten überholt werden. Es ist ja eh überall Tempo 90 aber kurioserweise nutzen das selbst die Eingeborenen nicht immer voll aus. Der Reschensee ist derzeit abgelassen, es tummeln sich am Seegrund gefühlte Heerscharen von Baumaschinen, Staub liegt allenhalben in der Luft. Der historische Kirchturm des überfluteten Dorfs steht in einem extra angelegten Weiher, wohl damit er nicht einkracht, wenn er wieder aufs Trockene käme.
Vom Reschen hinab Richtung Landeck. Der Tunnel ist zu, der Verkehr geht über die Landstraße. Ich bin aber - der Routenplanung kurvig sei es gedankt - in Fließ rechts weg und eine schmale Straße mit vielen Kurven Richtung Piztal gefahren. Kurz vor der Pillerhöhe war ein Hinweisschild für eine Jausenstation
"Gogelalm", die a) als geöffnet deklariert war und zu der es b) freie Zufahrt auch für Kraftfahrzeuge gäbe. Da es gegen die Mittagsstunde ging, bin ich abgebogen. Nach einigen Metern war Asphalt Ende und eine Forststraße begann. Zunächst noch ziemlich fester Grund, ging es mit zunehmender Höhe in Schotter (32/64er Körnung) auf immer schmaler werdendem ungesicherten Weg über einige Kehren hoch hinaus. Wenden hätte man u. U. anfangs noch können, danach mit der dicken Berta never ever. Also rauf, kein alternate. Oben, vllt 100 m unterhalb des Gipfels die Alm mit herrlichem Ausblick. Hirschbraten, bleifrei Weizen und ein Verlängerter für 33 Ocken. Angesichts der Höhenlage ein entspannter Tarif.
Danach aber die Abfahrt. Raufzu im ersten Gang war das schon ein Gegurke, runterzu, ... Schaun wir mal. Es ging aber viel besser als ich dachte, auch die Spitzkehren. Insgesamt eine Stunde Schotterexperience plus die Mittagspause. Fahre ich mit dem Motorrad nimmer hin, ansonsten geile location.
Danach dann ins Piztal nochmal herrliche schmale kurvenreiche Straßen.
In Imst dann der Anschrieb, der Fernpass sei zugestaut, also ungeplanter Schwenk zum Hahntennjoch. Dort so gut wie nix los, kaum Verkehr und somit noch ein Highlight.
Leider auch so ziemlich das letzte, denn von da an ging es nur noch über Bundesstr. Richtung Heimat, gut zum Kilometermachen, schlecht für den Hinterreifen.
Nach ziemlich genau 9h (!) reiner Fahrtzeit (brutto 12h) bin ich dann relativ erschöpft aber glücklich zuhause angekommen.
Fazit:
Camping mit Zelt: geht noch ganz geschmeidig, allerdings hatte ich viel zu viel unnützes Zeug mit und wichtige Sachen dafür nicht. War aber zu verschmerzen. Die nächtlichen Temperauturen haben die Neuanschaffung eines gut warmen und großzügig bemessenen Schlafsacks gerechtfertigt. Ebenso die relativ sperrige aber große und warme Luftmatratze.
Werde ich wohl nicht zum letzten Mal benutzt haben, stelle ich mir vor. Allerdings habe ich auch keine Ahnung, wie sich nächtliche Gewitter in der Dackelgarage anfühlen und ob man da ein Auge zu tut.
Mit der dicken Berta ist das Fahren in den Bergen gut möglich, kostet aber deutlich mehr Anstrengung, als mit dem kleinen Boxer. Dafür kann man auch ganze Tage im Sattel verbringen wenn man nicht an jeder Milchkanne anhalten muss. Schotter in steiler Ausprägung mit Spitzkehren ist machbar aber anstrengend und nervig.
Routenplanung und Navigation mit dem Handy: ist zumindest bei Calimoto auf Internet angewiesen, wenn man nicht sämtliche Karten zuvor herunterlädt und offline navigiert. Frisst (zumindest bei meinem S22) Strom ohne Ende, ohne Fremdversorgung geht das nicht lange gut.
Bilder stelle ich demnächst in die Galerie, für die Verlinkungen bekomme ich nada.
Greetz
Dirk